Ausgabe Januar 2019
Gebrüder Wyss AG, Waschmaschinenfabrik in Büron
Vor einiger Zeit erhielt die Gebrüder Wyss AG, Waschmaschinenfabrik in Büron, eine historische Rechnung, datiert vom 4. Juni 1929 zugesandt. Es handelte sich um eine Waschmaschine vom Typ „Venus-Ideal Nr. 2 für Unterfeuerung, mit Wassermotor links".
Und diese Maschine hatte die „wirklich schmutzige Wäsche“ von 14 Personen einer Zürcher Kohlehandlung zu bewältigen, und sie tat dies während 26 langen Jahren.
Rechts die alte Venus-Ideal Nr. 2 und links eine neue WYSS MIRELLA
Die Venus Dampf-Waschmaschine
Der Absender, Herr Max Walther-Besancet, schreibt dazu weiter: “Im Jahre 1955 kauften meine Eltern dann eine neue elektrische WYSS MIRELLA Waschmaschine, welche ihren Dienst zu unserer besten Zufriedenheit bis im Dezember 1987 leistete. Also 32 Jahre! Inzwischen ist heute die vierte WYSS MIRELLA aus neuster Produktion installiert. Das nenne ich Zuverlässigkeit".
In der Tat sind die Waschmaschinen aus der Büroner Fabrik landesweit für ihre Robustheit und Langlebigkeit bekannt. In vielen Schweizer Haushalten, vor allem in Mehrfamilienhäusern sind sie anzutreffen. Doch wie kam es zu dieser Erfolgsstory?
Anfang des 20.Jhrdts. gründeten die 3 "Rächeli-Brüder" * Friedrich, Josef und Alfred Wyss aus Büron die Firma Gebrüder Wyss. Im Schweizerischen Handelsregister wurde sie am 15. Juli 1909 eingetragen mit der Geschäftsnatur: Mechanische Schreinerei, Sägerei, Holzhandlung und Landwirtschaft.
Gründer der Firma Gebr. Wyss waren die Söhne des Jakob Friedrich Wyss (1844 - 1924) und der Emilie, ebenfalls geb. Wyss (1847-1921). * Von Jakob Friedrich Wyss stammt auch der Übername "Rächeli" (Rechenmacher).
Fritz (1878- 1949); Alfred (1879 - 1952); Josef (1881 -1968)
Schon zur damaligen Zeit hatten Initiative und unternehmerische Weitsicht deren Leben bestimmt
Die 5 Geschwister: Alfred, Emma, Fritz, Lina, Josef (Aufnahme 1948)
1920 übernahmen sie die „Genossenschaft für modernen Apparatebau“ des Franz Xaver Weltert. Der ebenfalls aus Büron stammende Weltert war der Gründer der Ofenfabrik Sursee, trat aber 1917 aus dieser aus und gründete Ortsausgangs Richtung Triengen einen Betrieb, der anfänglich Schnapsbrennereien fabrizierte. Später wurde er mit Waschmaschinen kombiniert. Er erwarb die ehemalige Zigarrenfabrik- vormals die von Daniel Bühler (von 1883-1891) geführte Schlauchweberei- am Ortsausgang rechts Richtung Triengen.
Finanzielle Schwierigkeiten zwangen Weltert zur Aufgabe. So erweiterten die Gebrüder Wyss ihre bestehenden Betriebe mit der Metallbranche.
Fabrikgebäude 1954. Heute befindet sich in diesem Bereich ein Kulturtreff, sowie eine Autowerkstatt
Werkstatt mit Wohnung und Büros im Triengeracher. Das Haus wurde 2002 zurückgebaut
Da keiner der drei Brüder ein Fachmann in der Metallbranche war, wurde zunächst ein Geschäftsführer angestellt. Ab 1926 übernahm Fritz Wyss-Kaufmann, eigentlich gelernter Schreinermeister, den Geschäftszweig der Waschmaschinenherstellung.
Dank dem unermüdlichen Einsatz aller Familienmitglieder der ersten Generation, einer frühestmöglichen Integration der Nachkommen und innovativen und treuen Mitarbeitern konnte der Betrieb stetig konsolidiert werden.
Firmenlogo aus den 1920er Jahren
Nach ständiger Weiterentwicklung verschiedener Waschmaschinentypen und grossen Erfolgen auf dem schweizerischen Markt erfolgte 1928 die Ausdehnung des Absatzes auf den Export. So konnten einige hundert Maschinen, speziell für gewerbliche Wäschereien, nach Österreich exportiert werden.
1934 erfolgte die Namensänderung in „Waschmaschinenfabrik Fabrikation von Trommelwaschmaschinen für Holz-, Gas-, Dampf- und elektrische Heizung“. Damit verbunden war der Ausbau des Verkaufsnetzes in der Schweiz. Es brauchte einen starken Durchhaltewillen während der mageren Jahre der Weltwirtschaftskrise und den Kriegsjahren.
Um in der damaligen Zeit eine Waschmaschine überhaupt verkaufen zu können, war die Vorführung an Ort und Stelle unerlässlich. Diese Aufgabe oblag den Frauen in der Firma. Mit dem Köfferchen ging es per Velo oder mit dem Zug von Büron nach Sursee und von dort in alle Teile der Schweiz. Diese Vorführungen waren mit der Schlüssel zum grossen Firmenerfolg, lieferten sie doch den Anwendern/innen die nötige Sicherheit im Umgang mit den neuartigen Maschinen.
Es wird erzählt, dass die Damen aus Büron solche Besuche nicht ungern machten und vorzugsweise die Freitagstermine in die reformierten Gebiete der Schweiz verlegten, da man hier nicht fasten musste, sondern unbeobachtet herzhaft zu Mittag speisen konnte.
Wie damals üblich, werden die "Jungen" sofort nach Beendigung der Ausbildung in den Familienbetrieben eingesetzt. So wachsen die ältesten Kinder des Schreinermeisters, ab 1932 Sohn Fritz (geb. 1915), und später Tochter Berty (geb. 1920) in den metallverarbeitenden Betrieb hinein.
Ab 1954 übernimmt Fritz Wyss zusammen mit seiner Frau Marlies, geb. Meier, die Waschmaschinenfabrik. Mittlerweile hatten erste sog. “Halbautomaten“ eine neue Ära eingeläutet. Das bis anhin mühsame und arbeitsaufwändige Wäschewaschen wird revolutioniert. Zum ersten Mal konnten die verschiedenen Funktionen des Wäschewaschens, nämlich Vorwaschen, Hauptwaschen, Spülen und Schwingen in den neuartigen Waschmaschinen - ohne Muskelkraft - ausgeführt werden. Die einzelnen Vorgänge mussten nur noch durch ein separates Schalten von Hand eingestellt werden.
Die ersten Vollautomaten der Schweiz konnte Fritz Wyss dann unter der Markenbezeichnung WYSS MIRELLA an der Schweizer Mustermesse in Basel präsentieren. Es war ein grosser Erfolg
Erster Vollautomat 1954
Die alten Werkstätten am Triengeracher im Jahre 1977
Es folgten äusserst arbeitsreiche, interessante und produktive Jahre. Die Modellreihe wurde Schlag auf Schlag erweitert, Zentrifugen und Tumbler entwickelt, und das Produkteprogramm mit Handelsfabrikaten ergänzt. Die Firma eröffnete eigene Verkaufs- und Servicebüros in verschiedenen Schweizer Städten.
Mit der zunehmenden Industrialisierung und damit verbunden höheren Arbeitseinkommen, aber auch dank veränderter Hygieneansprüche werden vollautomatische Waschmaschinen für die gesamte Bevölkerung erschwinglich und begehrenswert. Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser werden innerhalb weniger Jahre mit Vollautomaten ausgerüstet. Die alten Werkstätten im Triengeracher mussten daher wegen der steigenden Nachfrage in den 50-er und 60-er Jahre um neue Fabrikations- und Montagegebäude erweitert werden.
Impressionen aus dem Jahre 1977:
Salvatore Casilli bei der Trommelproduktion
Anton Meier bei der Verdrahtung
Ferdi Wyss bei der Endkontrolle
Um den Übergang von der 2. zur 3. Generation zu erleichtern, wird die Einzelgesellschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Aktien bleiben zu 100% im Familienbesitz.
Neben der Bettwarenfabrik Superba (193) und der Pantex Stahl AG (125) war die Waschmaschinenfabrik Gebr. Wyss AG während vielen Jahren mit 85 Angestellten* der drittgrösste Arbeitgeber in der Gemeinde Büron. * Stand 1983
1986 erfolgt dann die Verlegung der gesamten Fabrikation, Montage und Verwaltung vom Triengeracher an den neuen Standort an der Knutwilerstrasse. Ein lang gehegter Wunsch geht damit in Erfüllung!
Mit dem Tod von Fritz Wyss-Meier im Jahre 1988 geht ein äusserst arbeitsreiches Leben zu Ende. 56 Jahre hatte er sich, mit seiner Frau Marlies, nur dem Auf- und Ausbau der Firma gewidmet. Der Firmenpatron hat sein Lebenswerk rechtzeitig der 3. Generation übergeben; Fritz, Peter und Marlys. Die Firmenphilosophie von damals ist allgegenwärtig, und wird sowohl von der Geschäftsleitung als auch von allen Mitarbeitern tagtäglich gelebt.
Seniorchef an der Luga 1985
So werden die traditionellen Werte in der heutigen Produktegeneration modern interpretiert; mit einem Sortiment für den gesamten Bedarf rund ums Waschen und Trocknen.
Die langjährige Erfahrung, die bedarfsorientierte Beratung, die robuste Konstruktion, die einfache und individuelle Bedienung, sowie der hervorragende, flächendeckende Kundendienst machen WYSS MIRELLA seit Jahrzehnten zum kompetenten Partner von privaten und institutionellen Liegenschaftsbesitzern, Liegenschaftsverwaltungen, Architekten, Bau- und Generalunternehmungen, Altersheimen, Hotels, Restaurants, Seniorenresidenzen, Studentenheimen, gewerblichen Betrieben…. aber auch von privaten Kunden wie Max Walther-Besancet, welche die Nachhaltigkeit beachten und Verantwortung gegenüber unserer Umwelt wahrnehmen. welche die Nachhaltigkeit beachten und Verantwortung gegenüber unserer Umwelt wahrnehmen.
Abschrift des Briefes von Max Walther-Besancet, der Zufriedenheit und Wertschätzung zum Ausdruck bringt
V.S.2019