Archäologische Fundstellen in Büron Ausgabe Februar 2018
Nachdem im letzten Beitrag über die keltischen Hügelgräber berichtet wurde, begeben wir uns in diesem Beitrag über die „ Archäologischen Fundstellen“ in Büron auf römische Spurensuche. Sie führt uns zu den Ausgrabungen zu einem römischen Gutshof im Gebiet Muracher, sowie Funden einer römischen Wasserleitung im Bifang.
Geschichtlicher Hintergrund
Um die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts kam es zur Unterwerfung der gallo-keltischen Bevölkerung
Helvetiens durch Rom. Im Jahre 58 v. Chr. verliessen die keltischen Stämme ihre Siedlungsgebiete, hauptsächlich dem westlichen Mittelland, um neuen Lebensraum im Westen zu suchen. Es handelte
sich hauptsächlich um die Helvetier, Rauracher und Bojer.
In Julius Cäsar’s Werk über den gallischen Krieg „de bello Gallico“, wird von 350'000 Menschen, davon 90'000 Waffentüchtigen gesprochen. In der Schlacht bei Bibracte (Burgund) konnte Casär
die Helvetier besiegen, wobei mehr als die Hälfte umkam. Damit die zuvor von den Helvetiern selber verwüstete Heimat nicht in die Hände nachrückender Germanen fiel, schickte er die Überlebenden
wieder zurück und schloss mit ihnen ein Bündnis. Helvetien wurde dadurch zur römischen Provinz und bot der Bevölkerung Schutz gegen die dauernden Einfälle germanischer und rätischer
Stämme.
Es wurden römische Stützpunkte und Verkehrswege gebaut. Wichtige Garnisonsstädte wurden Augusta Raurica (Kaiseraugst
bei Basel), Vindonissa (Windisch bei Brugg-Baden) und Aventicum (Avenches, südlich des Murtensees), welches gleichzeitig auch Hauptstadt der römischen Provinz (Civitas
Helvetiorum) war. Schon damals ist das CH der späteren Confoederatio Helvetica
erkennbar, obwohl es bis dahin noch ein langer Weg war.
An allen drei Orten sind auch heute noch gut erhaltene Spuren aus dieser Zeit zu finden: Amphitheater, Gebäude, Befestigungsanlagen und vieles mehr.
Das Lager der 11. Legion in Vindonissa am Zusammenfluss von Aare und Reuss
Die römische Besiedlung des Kantons Luzern und im Besonderen des Surentals erfolgte hauptsächlich von Vindonissa aus, welches in der Spitzenzeit gegen 10'000 Einwohner hatte. Entlang des Surentals führte eine Römerstrasse nach Süden.
Durch Sursee, wo sich eine ansehnliche Siedlung (vicus) befand, führte ebenfalls eine der ältesten Strassen der
Region. Sie kam von Aventicum im Westen her und führte über das Hürntal nach Sursee. In Schenkon traf sie auf die Strasse von Vindonessa, zog sich weiter über Eich, Kirchbühl (Sempach),
Rothenburg, den Renggpass (Hergiswil), den Brünig und weiter über die Alpen hin bis nach Italien.
Die alte Pfarrkirche Sempachs, St. Martin, wurde übrigens bereits um das Jahr 1000 auf den Grundmauern einer römischen Villa errichtet.
Römischer Gutshof „Muracher“
Bereits die Flurbezeichnung „Muracher“ ist ein Indiz für römische Hinterlassenschaften.
„Muracher“ ist nämlich nichts anderes als die Mundartbezeichnung für „Maueracker“. Der Acker also, auf dem Mauerreste gefunden wurden. Und tatsächlich wurden schon 1916 bei Bauarbeiten rund um den Bahnhof Büron römische Mauern angeschnitten.
Bei Grabungen im Jahre 1942 unter Leitung von Dorflehrer J. Roos konnten östlich der Bahnlinie zwei Räume einer römischen Villa freigelegt werden. Einer davon war gar mit einer Fussboden-Warmluftheizung (sog. Hypokauste) ausgerüstet, was auf einen hohen Lebensstandard schliessen lässt. Es handelt sich hier um einen römischen Gutshof samt Ökonomiegebäude aus der Zeit um 70 n. Chr.
1997 wurde im Zusammenhang eines Bauprojektes eine grosse Flächengrabung auf der Parz. 235 durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass die Villa ausserordentlich gut erhalten ist und sogar Wandmalereien waren noch gut sichtbar. Die baulichen Überreste sind von sehr grossem historischen und archäologischen Wert.
Man fand gestempelte Ziegelstücke mit der Aufschrift LEG XI CPF. Dies ist ein eindeutiger Hinweis auf die zunächst in Vindonissa stationierte 21. römische Legion mit dem Beinamen
„Claudia Pia Fidelis“, welche ab 70 n. Chr durch die 11. Legion ersetzt wurde. Die Abkürzung steht für „pflichtbewusst und treu für (Kaiser) Claudius“. Die Ziegel stammen aus der Ziegelei Kölliken, welche von römischen Soldaten betrieben wurde.
Gefundene Stempelmarken römischer Dachziegel der Leg(ion)11 CPF.
Das CPF steht für „Claudia Pia Fidelis“
Neben einem umfangreichen Depot landwirtschaftlicher Werkzeuge wurden auch Weinamphoren gefunden welche den Stempel Hispanum Saenianese trugen. Ein Zeichen dafür, wie gut ausgebaut das Verkehrsnetz zu römischen Zeiten war und wie weit die Handelbeziehungen reichten.
Bei der Villa Rustica von Büron hat es sich offensichtlich um einen grossen Landwirtschaftsbetrieb gehandelt. Solche waren auf den fruchtbaren Flächen entlang der Hauptachsen üblich, so z. Bsp. auch die römische Gutshöfe Chammeren in Buchs oder Murhubel und Heideloch in Triengen. Zunächst sicherten sie die Versorgung der Legionsstandorte, wurden aber zusehends wirtschaftlich selbstständig. Die Erzeugnisse wurden wohl auf dem Markt des zivilen Vicus Sursee verkauft.
Spätestens mit dem Alemanneneinfall im Jahre 451 n. Chr. wurde der Gutshof aufgegeben und zerstört. Seine Mauern wurden für andere Neubauten abgetragen und nur die Fundamente und alles, was unter der Erde war, haben die Jahrhunderte überstanden.
Ähnlich dürfte die villa rustica in Büron ausgesehen haben
Dieser Ausgrabungsplan kann, wie auch weitere Fundstücke sind im historischen Museum Luzern zu sehen.
Freigelegte Grundmauern der Villa Muracher Büron
Die landwirtschaftlichen Fundstücke werden im Historischen Museum Luzern aufbewahrt.
Ende der 1960er Jahre kam bei Kanalisationsarbeiten im Gebiet „Bifang“ eine römische Wasserleitung aus Ziegeln zum Vorschein. Laut Beschreibung durch den Lehrer Roos waren U-förmige Dachziegel ineinandergeschoben worden und mit einer Ziegelplatte zugedeckt. Die Ausrichtung der Leitung war genau Richtung römischer Gutshof.
Eine ausreichende Wasserversorgung war für den Gutshof unerlässlich. Sei es um genügend Trinkwasser zu haben oder um sich den Luxus von Thermen zu gönnen. Diese Leitung im Bifang ist eine der wenigen nachgewiesenen römischen Wasserleitungen im Kanton Luzern überhaupt.
Es liegen der Dorfchronik Büron keine Aufzeichnungen oder Fotos über diese Wasserleitung vor.
Die gesamte Fläche des römischen Gutshofes wurde nach Ausgrabungsende wieder zugeschüttet und die Liegenschaft vom Kanton aufgekauft. So bleibt die Entdeckerfreude auch für nächste Generationen erhalten.
Der geschichtsbegeisterte
Lehrer J. Roos V.S.2017