Die Poststelle Büron                                                           Ausgabe April 2017  

Es waren Kaufleute, welche im ausgehenden Mittelalter erstmals eine organisierte Poststrecke einrichteten. Diese führte von St. Gallen über Zürich, Solothurn, Genf bis nach Lyon. Weitere folgten, etwa die berühmte Gotthardstrecke.

Das Postwesen zu dieser Zeit war weitgehend in privaten Händen. In der Ostschweiz übte die Familie Thurn und Taxis eine Vormachtstellung aus und in Bern war die 1675 gegründete Fischerpost sehr erfolgreich.

 

Mit der Gründung des Schweizer  Bundesstaates 1848 war es dann für  die verschiedenen kantonalen und privaten Postbetriebe vorbei.  Alles wurde mit  «Mann, Ross und Wagen» vom Bund übernommen und vereinheitlicht. Die neue Postorganisation teilte das Gebiet der Schweiz in elf Postkreise. Es wurden Poststellen und Ablagen eingerichtet.

Das Postregal unterstellte Briefe und verschlossene Sendungen bis zehn Pfund dem Postzwang. Die Einschreibbriefe erhielten den Stempel «Chargée». Schon im August 1849 wurde der Nachnahmeverkehr eingeführt.

Auch die regelmässige und periodische Beförderung von Personen war überall dort den Postanstalten vorbehalten, wo keine konzessionierten Eisenbahnen bestanden. Die privaten Botenkurse durften nun nur noch offene Sendungen oder schwere Gepäckstücke befördern.

 

1850 traten schweizerische Briefmarken an die Stelle der bis dahin gültigen kantonalen Wertzeichen. Im März 1850 kamen zweieinhalb Rappenmarken (sog. Frankozettel) in den Verkehr, ab 1. Oktober 1850 dann solche zu 5 und 10 Rappen. Im Jahre 1851 beförderte die Post schweizweit gegen 450`000 Reisende und 15 Millionen Briefe, im Jahre 1859 bereits 750`000 Reisende und 27 Millionen Briefe nebst 18 Millionen Zeitungen.

  

Seither entwickelte sich die Schweizer Post zu einer nicht mehr wegzudenkenden Institution. In nahezu jeder Gemeinde gab es eine Poststelle. Hier konnte man neben der Aufgabe von Briefen und Paketen auch seine Finanzgeschäfte erledigen und meist auch telefonieren. Mobilfunkgeräte wurden erst in den 80er Jahren gebrauchstauglich. Als Vertrauensperson lieferte der Briefträger monatlich sogar die AHV Renten ins Haus. Damit ist es heute vorbei.

 

Auf die letzte Jahrtausendwende hin standen gewaltige Veränderungen an. Renditedenken und gesellschaftliche Veränderungen führten zu einer Privatisierungspolitik. So wurde 1997 der Bundesbetrieb PTT aufgelöst und die Sparten Telekommunikation (Swisscom), Postfinance und die eigentliche Post voneinander getrennt. Liberalisierung des Postmarktes wurde damit eingeläutet und die einzelnen Geschäftsbereiche müssen hochrentabel arbeiten.

 

 

Das Postwesen in Büron

 

Im Staatsarchiv sind die Unterlagen über die Poststelle Büron von 1820 – 1848 aufbewahrt.

Dem Verhandlungsprotokoll vom Dezember 1820 ist zu entnehmen, dass die Postablage von

Büron an Jakob Büeler übertragen wurde. 

„Eine Postablage von Büron für den Herrn Jakob Bühler, Sagi, alleda übertragen..."

Jakob Büeler war damals Gemeindeammann von Büron, Grossrat und später Oberamtmann des Amtes Sursee und wohnte am Dorfbach neben der alten Sagi.

1841 übergab Jakob Büeler das Amt an Franz Josef Stocker, hauptberuflich Fürsprech und Notar. Das Führen der Poststelle war also eine wichtige Vertrauensposition.

 

 

Über Jahrzehnte blieb das Postwesen fest in den Händen der Stockers. 1850 baut Franz Josef Stocker an der Luzernerstrasse eine neue Poststelle. Sie wurde von seinem Sohn Balthasar Stocker weitergeführt, welcher zuvor auf der Post Basel gearbeitet hatte. Dessen Sohn wiederum, Ludwig Stocker, baute schliesslich das stattliche Postgebäude an Bahnhofstrasse.

Historische Inschrift über dem Eingang zur alten Post: BA / STO für Balthasar Stocker

Foto von 1936: Die von F.J. Stocker im Jahre 1850 gebaute erste Poststelle an der Luzernerstrasse.  

Das Gebäude wurde von Jakob Lütolf erworben und wurde 2022 zurückgebaut.

 

Auf diesem Foto aus dem Jahre 1913 sehen wir die geschmückte Postkutsche Triengen- Sursee vor dem neuen Postgebäude v.r.n.l. Ludwig Stocker, Posthalter. Julius Bühler, Briefträger. Anton Weltert, Aushilfe.

 Über viele Jahre beherbergte das Gebäude eine Filiale der Triba Partner Bank. Heute heisst das Gebäude Delta-Huus und ist ein Ort für begleitetes Wohnen.

 

 

Der letzte Posthalter der „Stocker-Dynastie“ war der ledig gebliebene Walter Stocker, 1902 – 1967. Er übergab den Postbetrieb 1967 an den Sohn seiner Schwester, Lino Robertini, womit das Amt sozusagen in „Tessiner“ Hände überging. Lino u. Alice Robertini- Häfliger führten die Poststelle Büron bis 2005.    

1968 wurde der heutige Postanbau erstellt und in das Hauptgebäude zog die Triba Partner Bank. Zwischen 2005 und 2017 wurde  der Postbetrieb von verschiedenen Konzessionären geführt und zuletzt von Sursee aus.   

Lino Robertini- Häfliger (1943-2020)

Posthalter von 1968 bis 2005

Die Poststelle Büron vor ihrer Schliessung im März 2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Postbote Julius Bühler

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Postbote Alois Haas

Postteam von der Zustellungszentrale in Triengen.

 

Am 23. März 2017 nun wurde die vertraute Poststelle an Bahnhofstrasse endgültig geschlossen und die Postagentur VOI der Migros AG im neuen Sagipark eröffnet. Mit diesem Schritt der Teilprivatisierungen kehrt die Schweizerische Post quasi wieder zurück zu den Anfängen, als Postangelegenheiten ebenfalls von privater Hand erledigt wurden.

 

Die Bevölkerung von Büron weiss auf jeden Fall zu schätzen, dass es auch weiterhin noch eine Möglichkeit gibt, gewisse Postgeschäfte im Dorf zu erledigen.                                        V.S. 2017