Die St. Gallus Kirche von Büron                                  Ausgabe Oktober 2017

 

 

Oberhalb des Burgschulhauses steht die St. Gallus Kirche. Nicht gerade unscheinbar, aber auch nicht überwältigend im Äusseren entpuppt diese sich bei näherer Betrachtung jedoch als wahres Kleinod! 


Die Ursprünge gehen zurück bis ins 11. Jh., als die Herren von Büron (später Aarburg) unweit ihrer Burg ein Gebetshaus errichteten. Stifter war wohl Kuno von Aarburg, aber auch sein Sohn Lütold, welcher von 1191-1213 Bischof von Basel war, wird als „Wohltäter dieses Gotteshauses“ genannt.

 

Die Kirche wurde in der Folge fortwährend vergrössert und umgebaut. Ab dem Jahre 1300 wird ein nördl. Seitenschiff angebaut, der Choranbau mit einer Familiengruft erstellt und die Wände mit Apostelfresken bemalt. Diese wurden zwar später wieder übermalt, konnten jedoch bei der Renovation von 1974 wieder freigelegt werden.

 

Die grosszügige Bemalung an den Seitenwänden des Chors zeigt einen gotischen Apostelzyklus. Von den ursprünglich zwölf Aposteln sind jedoch nur fünf erhalten geblieben. Auf der Nordseite von links nach rechts: die hl. Matthäus, Thomas, Bartolomäus, Simon und auf der Südseite der hl. Jakobus. Ein Sockel mit illusionistischer Tuchbespannung bildet den unteren Bildabschluss, stilisierte Blattranken leiten zu den Figuren über.

 

Die Apostel stehen eingereiht zwischen Pfeilern, welche das befestigte himmlische Jerusalem symbolisieren sollen. Die rote Fläche unterhalb des Schriftbandes ist mit rechteckigen Fensterchen gefüllt, deren Klappläden aufgestützt sind. Über den Apostelnamen schliessen mächtige Palmetten die Bildzone ab.

 

 

 

Die Apostel sind frontal in ritterlich-höfischer Pose dargestellt und der Stil der Figuren weist in den Beginn des 14.Jh., also in die Zeit  der Entstehung der weltberühmten Manesse- Liederhandschrift. Der Büroner Apostelzyklus gehört damit also zu den frühesten uns bekannten Wandmalereien im Kanton Luzern. Die kulturgeschichtlich ausserordentlich wertvollen Bilder leuchten noch immer in ihrer ursprünglichen Farbfrische. Wohl etwas älter, jedoch nur noch in Umrissen erhalten, sind einzig die Malereien in Kirchbühl oberhalb Sempach. 

Nordseite mit Matthäus, Thomas, Bartholomäus und  Simon

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Südseite: Jakobus

An der Wand des nördlichen Seitenaltars konnte ein weiteres Fresko freigelegt werden. Es wurde abgelöst und auf der Empore im Neubau platziert. Das Bild aus dem frühen 13. Jh. ist gar eines der

 

ältesten Wandgemälde der Innerschweiz und stellt (leider schwer erkennbar) fünf oder sechs Personen dar, welche um einen Tisch stehen, auf dem sich links ein Kelch und rechts drei Laibe Brot, sowie ein Kerzenstock befinden.

Wandfresko über der Empore im Anbau

 

 

Auch vor Büron machte die Barockisierung nicht halt. Bereits 1627 wurde ein neues Chorgestühl aufgestellt. Am Ostermontag 1640 wurde dann damit begonnen, das alte Kirchenschiff abzubrechen, tieferzulegen und zu vergrössern, eine Empore und eine Holzdecke einzuziehen und die Wände mit Ornamenten zu bemalen. Vom Vorgängerbau blieb einzig der Chor erhalten. Bei der Wiedereröffnung am 17. Juni 1641 durch den päpstlichen Nuntius Hieronymus Farnesius, Erzbischof von Patras, wurde die Kirche dem hl. Gallus geweiht. Nebst viel Fronarbeit betrugen die Baukosten immerhin noch 4000 Florin (Feingoldmünzen). 

 

Ein Prunkstück der Kirche ist zweifellos der Hochaltar.  Plastisch und harmonisch gegliedert erinnert er in seiner Formfülle noch weitgehend an die Renaissance, während sich in der ausgewogenen Zueinanderordnung der Elemente bereits der Barock ankündigt. Die kraftvoll gewundenen Säulen lehnen an die Arbeiten von Borromini in der St. Peterskirche in Rom an. Handwerklich, wie künstlerisch ist der Hochaltar von Büron ein Meisterwerk frühbarocker Schnitzarbeit. 

Der Choranbau mit dem Chorgestühl, dem frühbarocken Hochaltar und den seitlichen Wandbildern. 

Im Vordergrund die Seitenaltäre, nach damaliger Sitzordnung links für Frauen mit einem Bild von der Geburt Christi und rechts für Männer mit einer recht schönen Kopie der Sixtinischen Madonna von Raffael. 

 

Darüber befindet sich das Chorbogenkreuz aus der Zeit um das Jahr 1500.

 

Vom Büroner Maler Johann Amberg stammen auch die abgebildeten Deckengemälde, welche 1974 allerdings leider übermalt wurden, weil man sie als nicht stilgerecht einstufte.

Christi Himmelfahrt                              Das letzte Abendmahl

 

Zahlreiche Aufzeichnungen belegen, dass die Kirchen- und Turmbedachung im Laufe der Jahrhunderte ständig unterhalten und erneuert wurden, waren sie doch noch mit Schindeln eingedeckt. Durch eindringende Feuchtigkeit litten aber auch Mauern und Verputz, so dass 1886 eine Totalrevision nötig wurde.

 

Bei der letzten Sanierung im Jahre 1917 hinterlegte Pfarrer Fridolin Frey angesichts der damaligen Kriegswirren zahlreiche denkwürdige Dokumente und Schreiben in der Kugel im Kirchenspitz. Diese wurden glücklicherweise wiederentdeckt und liefern der Dorfchronik viel interessantes Wissen.

 

Im Zuge der Renovation von 1974 unter der Leitung des Zürcher Architekten Walter Moser, wurden auch die romanischen Grundmauern des Chors, sowie die Grabkammer freigelegt und von der Kantonsarchäologie dokumentiert. 

 

Nach aussen gibt sich die Kirche von Büron betont einfach. An das vier Fensterachsen zählende Langhaus schliesst sich der schlanke gotische Chor an. Der Glockenturm fehlt; an seiner Stelle erhebt sich über dem Chor ein kleiner Dachreiter mit Spitzhelm. Bis auf die aufgemalten barocken Fenstereinfassungen fehlt jeglicher Schmuck. Einzig über dem Eingang steht in einer Nische eine Figur des hl. Gallus, dem Kirchenpatron. 

Der hl. Gallus, der Legende nach abgebildet mit einem Bären zu seinen Füssen, welcher auf sein Geheiss hin für ihn Brennholz holte und dafür ein Stück Brot bekam.                                        V.S. 2017